Kurz vorweg: pssssst… am Ende des Artikels verrät uns Buchautor Andreas Brendt seine ersten Ideen zum Nachfolger-Roman.
Aber erstmal zu Boarderlines… nun ja ich muss zugeben, viel versprochen hatte ich mir von diesem Surfbuch nicht, als ich im Amazon Store auf den Bestellbutton klickte.
Obwohl die Bewertungen durchweg positiv waren, rechnete ich eher wieder mit einer weiteren profanen Surfgeschichte, so wie ich schon so einige zu lesen anfing, um sie kurz darauf enttäuscht wieder aus den Händen zu legen.
Doch ich habe mich geirrt, und wie!
Denn Boarderlines ist anders. Es ist eine mitreißende Erzählung über die Jagd nach perfekten Wellen rund um den Globus und genau der richtige Lesestoff für alle vom langen Winter gequälten Wellenliebhaber.
Inhaltsverzeichnis
Über 280 Seiten berauschendes Surfabenteuer
Als Leseratte hat mich wohl noch niemand verdächtigt, als Landratte allerdings auch nicht. Also ließ ich mich von dem Kölner Schreiberling auf einen fast 300 Seiten langen Trip kreuz und quer durch die sieben Weltmeere entführen.
Und trotz der anfänglichen Zweifel hat es sich gelohnt, denn dieses Surfbuch war für mich eine Offenbarung, ich kann es nicht anders sagen!
Wie der junge Autor die Erfahrungen auf seinen abenteuerlichen Surftrips rund um den Globus in so wundervolle Worte verpackt, ist einfach umwerfend. Noch nie zuvor habe ich ein derart intensives, authentisches, sprachlich ansprechendes und gleichzeitig reflektiertes Surferbuch gelesen.
Jeder, der jemals mit dem Surfen in Berührung gekommen ist, wird dieses Buch verschlingen. Das ist ein Versprechen!
Boarderlines gehört definitiv in jeden Backpack, Boardbag, wohin auch immer. Ich möchte es am liebsten jedem in die Hand drücken und sagen: „Lies das Ding, sonst verpasst du etwas!“
Zu meiner Begeisterung beigetragen hat sicher auch, dass es in derselben Zeit handelt, in der auch ich das Surfen erlernen durfte. Ende der 90 Jahre, als die Lineups unseres blauen Planeten noch leerer und das Bereisen fernen Länder noch beschwerlicher und abenteuerlicher war als in der heutigen Zeit des Easyjet-Tourismus.
Blick in den Spiegel
Doch nicht nur deshalb finde ich mich in jeder Zeile dieses aufwühlenden Surfer- und Abenteuerromans wieder. Denn das Buch ist für mich wie der Blick in einen Spiegel. Die Gedankenwelten des wellenhungrigen Andi kenne ich nur zu gut. Es scheint so, als hätte mir jemand meine grauen Gehirnzellen angezapft, um deren Inhalt eins zu eins zu Papier zu bringen.
Oder überfallen diese Hirngespinste einfach jeden Surfer, prägen uns und lassen uns ein Leben lang nicht mehr los?
Hin und hergerissen zwischen einer akademischen Laufbahn und seiner Leidenschaft fürs Surfen, stellt sich der surfbesessene Protagonist Andi dieselben Fragen, die auch mir immer wieder durch den Kopf schießen:
Ist das gesellschaftlich Normale auch für mich das Richtige? Sind die gängigen Lebensentscheidungen von Kommilitonen, Kollegen und Bekannten auch die Passenden für ein glückerfülltes (Surfer-) Leben? Und schließlich: warum fällt es dann so schwer, sich anders zu entscheiden?
Mir tat es jedenfalls wahnsinnig gut zu erfahren, dass ich nicht der einzige Bekloppte bin, dessen Karriereplanung immer wieder von diesen magischen Momenten im Ozean komplett über den Haufen geworfen wird.
In Andis Worten gibt es keinen Platz für Karriere. Im Gegenteil, es schwingt darin das pure Glück und die volle Hingabe für seine Leidenschaft. Auf seinen Surftrips nach Bali, Peru, Ecuador, Sri Lanka, Neuseeland und den Malediven durchlebt der sau-sympathische Erzähler unzählige atemberaubende Momente, um die ihn wohl jeder Soul-Surfer beneiden wird.
Das Surfen ist für ihn das einzige Mittel, um seine deutsche Vernunft abzustreifen und sich voll und ganz der Schönheit des Moments hinzugeben. Ohne Kompromisse lässt er sich ein auf eine innige Umarmung mit den Naturgewalten, ohne an das Vergangene zu denken. Und ohne sich einschüchtern zu lassen, von Zukunftsängsten und vermeintlichen Unsicherheiten, die vor ihm liegen.
Ihm gelingt die Anerkennung der Anmut und Vergänglichkeit eines jeden Moments.
Eine Liebeserklärung an das (Surfer-) Leben
Faszinierend finde ich auch, wie der Jungautor mithilfe der Entscheidungstheorie aus seiner VWL-Vorlesung auf wissenschaftliche Weise rechtfertigt, dass es für ihn nur einen richtigen Lebensweg geben kann: Das Reisen für die Wellen.
Auf seinen kurzen Zwischenstopps in der deutschen Heimat fühlt er sich genauso verloren, wie es wohl viele deutsche Surfer schon unzählige Male erlebt haben. Und so ist es eine logische Konsequenz, dass sich Andi einem Leben verschreibt, durch dessen Adern pures Salzwasser strömt.
Abenteuer statt Alltag! Soulsurfer statt Urlaubssurfer!
Seine schönsten Erlebnisse entstammen dem Ozean, aber auch die Schlimmsten. Beides erfüllt ihn mit einer tiefen Lebendigkeit und zeigt gleichzeitig, dass die leuchtende Seite des Lebens auch voller Schatten ist. Euphorie, panische Angst und Verzweiflung sind seine ständigen Begleiter.
Doch dann passiert etwas, womit ich schon viel früher gerechnet hätte: Trotz dieser intensiven Gefühle, die ihm das Surfen schenkt, fehlt ihm irgendwann etwas. Das Leben fließt an ihm vorbei, ohne dass er es zu fassen kriegt. Das ständige Leben im Moment entfacht in ihm den Wunsch nach einer sinnstiftenden Aufgabe, einem Lebensprojekt, das Kontinuität und Perspektiven verspricht. Gleichzeitig fehlen ihm vertraute Menschen, mit denen er seine extremen Erlebnisse teilen kann.
Welche Schlüsse er aus diesem Zwiespalt zieht, möchte ich hier nicht vorwegnehmen. Dass das Buch eine unerwartete Wendung nimmt aber schon…
….und auch, dass Andi gerade an seinem zweiten Buch schreibt!
Denn das einzig Bedauerliche an diesem Surfbuch ist, dass es süchtig macht und einen am Ende mit dieser Sucht alleine lässt.
Wer sich also genauso wie ich von Borderlines begeistern lässt, kann sich bereits auf den Nachfolger-Roman freuen. Als ich erfahren habe, dass da etwas Neues am Entstehen ist, konnte ich nicht anders:
Ich musste mich einfach bei Andi über seine Ideen erkundigen, die er gerade zu Papier bringt.
Autor Andreas Brendt über sein zweites Buch
Mmmh, das zweite Buch soll eine Fortsetzung zu Boarderlines sein und beginnt mit der für mich sehr abenteuerlichen Wiedereingliederung in die deutsche Gesellschaft. Und das in Extrem, nämlich in den deutschen Beamtenapparat, der deutlich weniger Spaß versteht, als ich.
Aber gerade die komplizierten und schwierigen Dinge im Leben bringen uns weiter und das war auch bei mir so.
Hütte im Dschungel kann ja jeder!
Dann gibt es wieder den Wechsel zwischen Heimat und ein paar sehr verrückten Reiseerlebnissen (Tsunami in Sri Lanka, Bürgerkrieg in Mexico und so). Nach diesem Einstieg kommt dann eine Lebenskrise, von unerwarteter Intensität (natürlich wegen einer Frau), die alles verändert.
Und diese führt mich dann in eine andere Welt und das Spiel mit einigen esoterischen Selbstversuchen. Hier ist mein Ziel, dass der Leser sowohl viel zu lachen bekommt (weil da viele Verrückte mitmischen), aber auch eine Ahnung der Faszination bekommt, die in diesem Lebensstil steckt.
Das Buch endet mit dem unbeschreiblichsten Moment in meinem Leben. Nein, nicht beim Fallschirmspringen oder in den Wellen. Sondern bei einem weisen, alten Mann in seinem Wohnzimmer (auf Hawaii).
So in der Art hab ich mir das vorgestellt. Leider habe ich erst 40 Seiten geschafft und einen Haufen Schwierigkeiten. Dachte, das zweite Buch würde einfacher, aber falsch gedacht. Aber das ist vermutlich wie so oft im Leben. Wenn die Schwierigkeiten und Zweifel auftauchen, muss man die Schwierigkeiten und Zweifel sein lassen, und trotzdem weitergehen.
Und was denkst du über Andis Buch? Hat es dich aus dem Winterschlaf erweckt? Hast auch du unbändige Lust auf deinen nächsten Surftrip bekommen? Schreib es einfach in die Kommentare!
Danke für die Buchempfehlung! Bin zwar erst bei Seite 60, aber es hat sich jetzt schon gelohnt! Habe mir auch gleich deine Empfehlung von Wave Culture mitbestellt. Da bekommt man sofort Fernweh und will am liebsten gleich den grauen Winter in Deutschland verlassen…
Freut mich sehr, dass ich mit meinen Empfehlungen bei dir richtig lag.
Viel Spaß weiterhin beim Schmökern!
Füge ein das ein 🙂
Fand das Buch auch ganz interessant, aber er sollte nächstes mal einen Lektor drüberlesen lassen, dann wird zumindest orthographisch ein wenig sauberer. Stell mich da auch gerne zur Verfügung!
ja, großes Problem in der ersten Auflage. Die mittlerweile 5 auflage ist neu lektoriert und „sauber“.
Ausrede? Naja, ich nannte die Fehler dann den Charme der ersten Auflage 🙂
übrigens ist die Fortsetzung jetzt da…
Julian ich kann deine Begeisterung für dieses Buch absolut nachempfinden. Ich las es kurz nach meinen ersten Surferfahrungen in Frankreich und konnte diesen Mann im Buch so gut verstehen und habe die Worte aufgesogen wie einen Schwamm. Es handelt sich um einen sehr intimen Einblick in das Leben eines Reisenden! Gehört für mich auf alle Fälle in die TOP 10 der schönsten Surfbücher! Andi, wenn du hier mitlesen solltest, dann wünsche ich dir für die nächsten Monate ganz viel Kraft, Energie und Inspiration für den zweiten Teil 🙂 Sei dir sicher, es sind Leute da draußen die darauf brennen 🙂
Ja Sabine, dieses Buch ist einfach gefährlich. Wer es liest wird große Lust entwickeln, alles hinzuschmeißen, um mit dem Surfboard die Welt zu erobern! War es auch bei Dir einer der Auslöser für deinen Trip?
Ich bin mir sicher, dass auch Andis zweites Buch ein Abräumer wird und freue mich schon sehr darauf. Schreib Andi schreib 😉
Du meinst meinen aktuellen Trip nach Australien? Nein, das Buch war nicht der Auslöser aber hat auf alle Fälle den Kopf zum Grübeln gebracht 🙂
Danke!!! Und bitte weitersagen, da bin ich als kleiner, unbekannter Autor ja auf Unterstützung angewiesen 🙂 Und nebenbei: Die Fortsetzung ist jetzt da (alles weitere auf meiner Homepage).
Alles Liebe, Andi