MOBILE ARBEITSMODELLE FÜR SURFER

In meinem letzten Blogpost habe ich dich durch das Jammertal deutscher Surfkultur geführt, das es bei einer Festanstellung fernab vom Meer mit wenigen Wochen Jahresurlaub zweifelsohne sein kann. Klar ist auch: Die Umstände hierzulande befeuern die ständige Sehnsucht nach Meer und nach einer besseren Surf-Work-Balance. Doch heute möchte ich dir einen Hoffnungsschimmer geben. Ich habe mir Gedanken gemacht, welche Lebensentwürfe sich gut mit dem Surferdasein verbinden lassen. Herausgekommen ist eine Beschreibung mobiler Arbeitsmodelle, die allgemein im Vormarsch sind.

Auch ich kenne die unbändige Sehnsucht nach brandenden Wellen, die immer nur vorübergehend auf meinen Surftrips gestillt wird, um dann nach meiner Rückkehr umso stärker wieder aufzulodern. Gleichzeitig aber lässt mich eine Entwicklung aufhorchen, die für ausgetrocknete Wellenfreunde wie ein Heilsversprechen klingt.

Denn der verführerische Gedanke, dass es neben den etablierten Karrierewegen noch einen anderen Lebensentwurf geben könnte, der uns surfende Landratten glücklicher macht, lässt mich schon seit Jahren einfach nicht los.

Ebenso wenig wie das Gefühl, dass es sich dabei um ein Lebensmodell handelt, auf das uns weder unsere Freunde noch Eltern hingewiesen haben, geschweige denn, dass es uns von ihnen vorgelebt worden wäre.

Wer uns einen solchen, äußerst schmackhaften Lifestyle seit Jahren fast schon provokativ unter die Nase reibt, ist die Sippschaft der Digitalen Nomaden.

Über sie wurde viel geschrieben. Nicht zuletzt auf Spiegel-Online wurde das Thema im vergangenen Jahr breit aufgerollt. Die Speerspitze der Bewegung trat in das Blickfeld der breiten Öffentlichkeit und besonders die schillernden Reiseblogger wurden fleißig interviewt.

digitale nomadin

Reiseblogger machen es vor. Sie arbeiten so, wie viele Surfer es sich erträumen. (Foto Diana Digital Nomad: Flickr/ Steven Zwerink CC BY-SA 2.0)

Digitale Nomaden sind in der Regel junge Gründer oder webbasiert arbeitende Freiberufler, wie Webdesigner und Programmierer, aber auch Übersetzer und Texter, oft eine Mischung aus Allem. Nebenbei reisen sie um die Welt und einige von ihnen berichten über ihre Erlebnisse in einem Blog.

Davon kann man leben, wie diese Zusammenstellung zeigt. Vor allem dann, wenn ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der Reiseländern ein niedriges Preisniveau ist. Länder, die teilweise auch eine ganze Reihe weiterer, für Surfnomaden entscheidende Vorteile bieten: Sie sind ganzjährig warm und es gibt konstanten Swell.

Soweit, so gut.

Doch viele Surfer sind weder Webworker noch haben sie eine hohe berufliche Affinität zum Internet. Und nicht jedem Wellenfreund passt das mitunter verdammt hip anmutende Konzept der digitalen Nomaden.

Dieser Einwand ist absolut richtig. Dennoch lässt sich beobachten, dass mobile Arbeitsmodelle allgemein im Vormarsch sind. Nicht nur die üblichen Vertreter der Netzbranche lassen ihre Angestellten auch mal ein Paar Wochen von den Kapverdischen Inseln aus arbeiten.

Auch klassische Arbeitsfelder, zumindest solche, die auf Bildschirmarbeit beruhen, öffnen sich zunehmend dem Trend, wie in diesem bereits im Jahr 2010 veröffentlichten Buch von Markus Albers ausführlich beschrieben wird.

Als weiteres Indiz für die Entwicklung sprießen vielerorts temporäre oder auch permanente Strandbüros aus dem sandigen Untergrund. Projekte wie thesurfoffice oder sunny-office erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie bieten die nötige Infrastruktur für mobile Arbeit und befinden sich oft direkt am Surfspot.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Portale für die Vermittlung von Online-Arbeit boomen. Die beiden im Dezember 2013 fusionierten amerikanischen Branchenführer oDesk und Elance, aber auch deutschsprachige Portale, wie Twango oder Fernarbeit vervielfachen laufend ihre Vermittlungszahlen.

Vertreter der Branche prognostizieren sogar, dass im Jahr 2020 weltweit ein Drittel aller Arbeitnehmer online angestellt sein wird und sich jedes zweite Unternehmen mit Teams verstärken wird, die ihre Projekte durchweg online bearbeiten.

Ist ortsunabhängiges Arbeiten via Internet also das Beschäftigungsmodell der Zukunft?

Schwer zu sagen. Aber es gibt zumindest Anzeichen dafür. Wenn sich die Prognosen bewahrheiten, heißt das, dass bereits in sechs Jahren ein bedeutender Teil der heute noch auf Festanstellung beruhenden Jobs, mobil erledigt wird. Wer also gerade sein Studium beginnt, kommt wohlmöglich genau rechtzeitig in die immer mobiler werdende Berufswelt.

Mobil heißt gleichzeitig auch, die Arbeit lässt sich von jedem Ort der Welt aus erledigen. Einzige Bedingung ist ein Laptop, ein Internetzugang und ein Know-how, das sich gut monetarisieren lässt. Ich verrate dir bestimmt nichts Neues: Aber weltweit gibt es jede Menge wunderbare Surfregionen mit top Internetverbindung. Für den Laptop und das Know-how bist du selber zuständig.

Und so nährt sich die Hoffnung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich ein Großteil der Arbeitsbereiche, zumindest der Bildschirmarbeit, auf kurz oder lang auf ortsunabhängiges Arbeiten umstellt. Somit hätten auch viele der heute noch fernab vom Meer arbeitenden Surfer eine Sorge weniger.

Klingt gut? Finde ich auch!

Wenn du erfahren möchtest, warum sich surfen und unterwegs arbeiten so gut miteinander verbinden lassen, könnte dich auch mein Blog-Post über die Surf-Work-Balance interessieren.

Und wie viele Wellen hast du im letzten Jahr unters Brett gekriegt? Glaubst du daran, die Anzahl deiner Surftage durch mobile Arbeit in Zukunft nach oben schrauben zu können?

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4 Gedanken zu „MOBILE ARBEITSMODELLE FÜR SURFER“

  1. Hahaha – „Ich sitze gerade in meinem temporären Beach-Office…“

    Ich sitze gerade zwischen Nord- und Südinsel Neuseelands in mitten der Marlborough Sounds, schaue den in der Sonne glitzernden Wellen zu, die der Wind zaubert und schreibe an meinem neuen Post.

    In diesem Sinne

    Cheers 🙂

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  2. Hallo Julian,
    vielen Dank für diesen Artikel. Auch wenn ich derzeit eher nicht auf der Suche nach den passenden Wellen bin, so befinde ich mich doch mitten im Umdenken und „Umleben“ der gängigen Lebensmodelle. Ich suche nach Alternativen und nach Menschen, die diesen Schritt bereits gegangen sind. Großartig, dass du darüber schreibst und damit anderen Mut gibst „Out of the Box“ zu denken.

    Viele Grüße aus NZ

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    • Hey Cloodie,

      freut mich sehr, dass dir mein Beitrag so gefällt!

      Das Surfen ist bei mir die große Antriebskraft, um alternative Lebensentwürfe auszutesten. Ich denke aber, es gibt viele Motive für eine mobile Lebensweise. Fernbeziehungen, Winterfrust oder Fernweh sind nur einige davon.

      Ich sitze gerade in meinem temporären Beach-Office, den Ozean direkt vor der Bulli-Tür. Es ist der erste Schritt in Richtung Freiheits-Business.

      Mal schauen wohin die Reise noch geht…

      Antworten

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