FastBill Gründer Christian Häfner erklärt es dir!
Jeder kennt es, das Klischee vom braungebrannten, durchtrainierten Surfer, der lässig mit seinem Surfboard unterm Arm den Strand entlang schlendert. Und auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist, dieses Bild steht für viel mehr.
Es ist das sorgenfreie Leben am Meer, voller Freiheit, Abenteuer und Lebenslust, das als Surfer Lifestyle gilt und viele Menschen in den Bann zieht.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Es mag zwar sein, dass einige Surfer diesem Image immer noch recht nahe kommen. Die meisten Surfer lassen sich mit solchen Stereotypen allerdings kaum über einen Kamm scheren. Ganz so sorgenfrei wie es scheint und in jedem dritten Werbespot suggeriert wird, ist das Surferleben nämlich nicht.
Der stereotype Surfer Lifestyle ist überholt
Mehr als jemals zuvor leben Surfer heute in Städten. Dort gibt es Arbeit aber oft kein Meer. Diese landlocked Surfer haben ihren Lebensmittelpunkt weit weg vom Ozean. Das Surfen ist ihre große Sehnsucht. Es bedeutet Verzicht und Hoffnungsschimmer zugleich.
Unter Surfern gibt es heute genauso viele Familienväter wie Studenten, Wissenschaftler, Kindergärtner und Architekten. Eine Spezies tut sich dabei besonders hervor: Die Online-Unternehmer.
Dass sich der Surfer Lifestyle mit den neuen Arbeitsmodellen im Onlinebereich besonders gut kombinieren lässt, hat sich inzwischen nämlich herumgesprochen. Die vielen neuen Surfblogs sind ein erstes Indiz dafür. Selbständigkeit, Unternehmertum und das Motto „weiter, größer, schneller“ auf der einen – und der tiefenentspannter Surfer-Dude auf der anderen Seite. Wie passt das zusammen?
Zwar sind Stress und Hektik nicht unbedingt die ersten Attribute, die sich mit dem von Geduld und Ruhe geprägten Surfer Lifestyle verbinden lassen. Weil sich der Arbeitsrhythmus mit eigenem Online-Business im Idealfall aber in Eigenregie steuern lässt, bleibt diese typische Surfer-Attitude davon weitgehend unberührt.
Darüber hinaus haben Gründen und Surfen weitaus mehr Dinge miteinander gemein als man es vermuten würde. Welche genau das sind und wie Surfer davon am besten profitieren können, verrät uns Christian Häfner – einer der erfolgreichsten deutschen Online-Unternehmer – und Surfer!
1) Moin Christian, in den letzten Jahren hast du mit, FastBill ein erfolgreiches Online-Unternehmen gegründet und mit happycoffee und LetssSeeWhatWorks zwei Blogs bzw. eine Community für Online-Unternehmer ins Leben gerufen. Unglaublich, dass du nebenher überhaupt noch zum Surfen kommst! Wie schaffst du es Arbeiten und Surfen unter einen Hut zu bekommen?
In einem Satz klingt das wirklich ein wenig wie Zauberei. Tatsächlich arbeite ich bereits seit 5 Jahren an dem Aufbau der Projekte, vor allem an FastBill. In den ersten 3 Jahren gab es so gut wie keine Zeit für irgendwas. Surfen war ich vielleicht einmal pro Jahr. Als mein Mitgründer René und ich 2011 beschlossen haben FastBill in Vollzeit nach vorne zu bringen, haben wir uns auf nichts anderes konzentriert. Erst nach mehreren Jahren hatten wir die Möglichkeit überhaupt Mitarbeiter einzustellen und Aufgaben zu verteilen. Heute arbeiten knapp 30 tolle Menschen im FastBill Team, die René und mir viele Handgriffe abnehmen.
Seit etwa 1,5 Jahren habe ich dadurch auch wieder den Kopf frei, um mich anderen Projekten wie LetsSeeWhatWorks.com und Happy Coffee zu widmen. Das große Geheimnis ist aber auch hier, dass ich nicht alles selbst mache, sondern nur versuche die richtigen Impulse zu geben. Sogar zum Bloggen hatte ich mir von Beginn an Unterstützung geholt. Outsourcing ist ein wesentlicher Teil des Geheimnisses. Würde ich selbst jeden Artikel schreiben, jede Anzeige schalten und jeden Handgriff machen, dann ginge das sicher nicht so einfach. Deshalb versuche ich jede Aufgabe so bald wie möglich zu delegieren, wenn sie sich als wirksam erwiesen hat.
2) Surfen lernen ist nicht einfach. Gerade am Anfang birgt es ein hohes Frustrationspotenzial. Oft kommt das Gefühl auf, das endlose Paddeln sei umsonst. Kennst du dieses Gefühl auch als Online-Unternehmer? Wie wichtig ist da ein dickes Fell und Durchhaltevermögen bis sich irgendwann der Erfolg einstellt?
Das stimmt. Ich kenne das Gefühl sowohl als Surfer, als auch als Unternehmer. Gründen und Wellenreiten haben sogar recht viel gemeinsam. Es geht darum Erfahrungen zu machen. Beides kann man nicht einfach nur aus Büchern lernen. Es geht darum geduldig und konsequent zu bleiben. Von heute auf morgen ist in beiden Fällen noch kein Profi erwachsen.
Was beim Surfen das Paddeln ist, ist beim Unternehmertum das Testen. Es geht nicht darum sofort den besten Spot bei schönstem Wetter anzupaddeln und auf die perfekte Welle zu warten. Man muss seinen Weg finden und herausfinden, welches Brett und welche Bedingungen gut funktionieren.
Im Unternehmen kann man das vergleichen z.B. mit Marketingkanälen. Man erstellt kleine Tests in verschiedenen Kanälen mit verschiedenen Botschaften, und fokussiert sich anschließend auf das, was funktioniert. Eine Startup-Gründung nach Vorlage gibt es nur bedingt.
3) Surfer haben bekanntlich einen großen Freiheitsdrang. Was materielle Ansprüche angeht, sind sie eher Minimalisten. Um den besten Swell abzugreifen, ist es außerdem von großem Vorteil mobil zu sein. Ortsunabhängigkeit und Flexibilität in den Arbeitszeiten sind daher extrem wertvoll. All das zusammen macht das Modell des Digitalen Nomadentums für sie so reizvoll. Kennst du noch andere digital arbeitende Surfer und glaubst du, dass sich diese Arbeitsform immer mehr etablieren könnte?
Ich glaube das Ziel für viele ist nicht Nomade zu sein, bzw. ständig rastlos zu reisen. Ich glaube das Ziel ist „Freiheit“. Jeder will die Freiheit haben selbst entscheiden zu können, wann und wo mit wem woran gearbeitet wird. Das Thema Reisen steht für viele nur weit oben auf der Liste, weil es davon offenbar bislang zu wenig gab.
Spricht man aber ein paar erfolgreiche digitale Nomaden an, die seit Jahren reisen, dann höre ich auch immer wieder, dass man sich gerne mal für viele Monate oder Jahre einen Standort aussucht, an dem man seine Zelte aufschlägt. Reisen wird dann sekundär, es geht viel mehr darum dort sein zu können, wo es am besten gefällt.
Mobil zu sein ist toll. Allerdings ist es auch toll ein Arbeitsumfeld zu haben, in dem man maximal produktiv sein kann. Für mich persönlich ist es aktuell die Mischung aus Reisen und festen Arbeitsort.
4) Was rätst du einem surfenden Online-Unternehmer, der gerade bei null anfängt?
Wer gerade erst anfängt muss zuerst herausfinden, was er machen kann um Geld zu verdienen. Meine Empfehlung ist es immer kleine, schnelle Schritte zu machen und zu versuchen möglichst schnell zu validieren, ob sich eine Idee weiter ausbauen lässt oder nicht.
Wer z.B. einen Blog startet und davon ausgeht in wenigen Wochen davon leben zu können, der wird es schwer haben. Besser wär es in einem solchen Fall z.B. als Promoter für Surfcamps oder Teilzeit-Surflehrer zu starten, der dann nach und nach einen Blog aufbaut. Nach 2 oder 3 Jahren kann dann vielleicht der Wechsel zum Vollzeit-Blogger geschehen. Bis dahin kann man aber schon mal nah am Meer arbeiten.
Es muss auch nichts sein, was unmittelbar mit Surfen zu tun hat. Viele Startups (auch FastBill) arbeiten mittlerweile remote und suchen fähige Leute in der ganzen Welt. Wenn man z.B. in Lissabon oder Peniche wohnt und für ein deutsches Unternehmen arbeitet, dann kann man die Zeitverschiebung vielleicht nutzen und vor oder nach der regulären Arbeit noch mal schnell ins Wasser springen. Das wär doch ein Traum, oder? 😉
5) Ein beliebter Einstieg in die mobile Arbeitswelt ist der eigene Blog. Inzwischen gibt es bereits über ein Dutzend deutschsprachige Surfblogs, Tendenz steigend. Ist das Surfwissen als Nischenthema im Internet tatsächlich so gefragt oder hälst du die Entwicklung eher für eine Art Infoblase, die sich schon bald wieder in Luft auflösen könnte?
Ich glaube der Lifestyle rund um das Surfen ist sehr attraktiv. Es geht um Wasser, Sonne, Sport, Style, blonde Haare und Bier… Dinge, die einfach ein gutes Gefühl vermitteln. Dazu kommt, dass immer mehr Surfcamps entstehen und damit der Zugang zum Sport für Anfänger einfacher ist. Statt wochenweise irgendwo am Strand zu liegen, geht man heute eben in ein Surfcamp.
Die Informationen rund um das Thema entstehen also aus dieser Entwicklung, nicht anders herum. Wenn ein Freund mir erzählt, dass er in einem Surfcamp war, dann fange ich automatisch an zu googlen. Früher war halt niemand im Surfcamp, deswegen gab es auch weniger Bedarf an solchen Informationen. Ich denke eine Blase ist Surfen nicht. Dadurch, dass immer mehr Menschen ortsunabhängig arbeiten, wird auch Surfen als Thema immer interessanter. Ich finde diese Entwicklung toll, hoffe aber auch, dass die Lineups nicht zu schnell zu voll werden.
6) Hast du selbst schon darüber nachgedacht, einen Surfblog zu starten?
Klar, hab ich darüber nachgedacht und vor ein paar Wochen auch gemeinsam mit meiner Freundin Heidi einen gestartet: meerdavon.com. Der Blog richtet sich vor allem an Mädels, die gerne surfen und reisen, egal ob sie noch ganz am Anfang oder schon stabil auf der Welle sind. Ich bin froh, dass dieser Blog nach langer Überlegung nun endlich gestartet ist. Heidi kann wirklich toll schreiben. Überzeugt euch am besten selbst, z.B. hier über Ihren sehr ausgiebigen Portugal Surf-Guide.
Heho, hab mal wieder ein wenig in deinem Blog gestöbert und bin wiedermal begeistert.
Schönes Interview. Weiter so.
Beste Grüße
Jojo
Sehr schön – kannst gerne noch ein bisschen weiterstöbern 😉
Hey Julian,
sehr schönes Interview. Ist alles dabei, was mich auch interessiert und sicherlich auch viele Andere!
Besonders schön zu lesen ist, dass Christian beschreibt, wie weit der Weg zu Erfolg ist und wie viel Sitzfleisch man dafür braucht. Umso verrückter finde ich es, wie viele Menschen mit irgendwas an den Start gehen und meinen das müsste jetzt alles ruck zuck laufen – und die eigentlichen Stories und das eigentliche Thema ist spürbar gar nicht mehr das worum es eigentlich geht, sondern nur noch die Geilheit nach mehr Lesern – die Liebe zum Thema geht flöten!
So fühlt es sich zumindest für mich manches Mal an!
Dein Blog gefällt mir aber nach wie vor gut und bleibt authentisch in meinen Augen! 😉
Weiter so!
Liebe Grüße, Pana
Hey Pana, vielen Dank für dein Feedback! Freut mich, dass es dir gefällt.
Hi Pana, super, dass das Interview für dich spannend ist!
Klar ist das Verhalten einiger Kollegen ein bisschen komisch, aber soll doch jeder schreiben und lesen, wie er lustig ist. Abkürzungen funktionieren sowieso nicht. Darum versuche ich immer möglichst viel Qualität und Infos in meine Texte zu packen. Hoffe das klappt soweit! Zumindest dir schein es ja zu gefallen 😉 Danke dafür!
Genau das! *High five*
😉
Hey Julian, danke für das spannende Interview! Ich denke auch, dass viele Surfer heute in Städten und wegen unserer vielen Möglichkeiten zu reisen, oft nicht mal mehr in einem Land am Meer wohnen. Genau mit dem Gedanken habe ich auch Mitte August meinen eigenen Blog gestartet: das Alpine Surf Café. Ein Outdoor-Lifestyle Blog für Surf- und Outdoor-Begeisterte, die wie ich, in Deutschland, Österreich oder der Schweiz wohnen. Neben dem Surf-Lifestyle geht es darin auch um Klamotten und Ausflugtipps für Mountainbiker und Snowboarder/Skifahrern. Warum? Ich bin überzeugt, wer gerne surft, sucht sich auch in seiner Heimat Sportarten die dem Surfgefühl ähnlich sind. Snowboarden ist für mich zum Beispiel wie Surfen am Tiefschnee;) Viele Grüße, Lena von http://www.alpinesurfcafe.com
Hey Lena, danke für dein positives Feedback! Wie ich sehe bist oder warst du gerade in Kapstadt?!
Als ich zuletzt für einige Monate dort lebte – das war im Winter 2005 – war mein Lieblingsspot Kommetjie. Nur an die 11 Grad Wassertemperatur konnte ich mich nie so richtig gewöhnen…
Wie geht es dir damit und wo surfst du am liebsten in der Kapregion?