TORQ Surfboards, Patagonia & Co. Umweltbewusstsein fängt an bei der Kaufentscheidung

Gastautor Burkhard

Gastartikel von Burkhard

Hallo, mein Name ist Burkhard, und wenn du dich jetzt fragst, ob ich nicht schon viel zu alt bin, um auf einem Surfboard zu stehen und dir was über das Surfen zu erzählen: Tatsächlich bin ich noch keine 40 Jahre alt, aber schon seit etwa 22 Jahren auf dem Wasser zu finden (Windsurfen), davon 6 Jahre auf einem Surfboard (Wellenreiten).

Ich habe das Glück, dass ich mich als Co-Worker bei Surfshop Windstärke 7 auch außerhalb meiner Freizeit mit dem Surfen beschäftigen kann und daher auch so die einen oder anderen News aus der Surfbranche bei mir auf dem Tisch landen.

Dabei fällt mir in letzter Zeit vermehrt ein Thema auf, das die Hersteller von Surfartikeln offenbar gerade neu für sich entdecken: Die Nachhaltigkeit. Das nehme ich zum Anlass, diesen Artikel zu schreiben und einen möglichst breiten und objektiven Überblick über den Stand der Dinge zu geben.

Bei kaum einem anderen Sport ist man der Natur so nahe wie beim Surfen – doch wie naturfreundlich ist im Gegenzug der Surfsport? Hier ein paar Denkanstöße, die möglicherweise bei deinem nächsten Material-Upgrade von Bedeutung sein könnten:

Harze in Surfboards als Wasserbelastung

Schaut man sich ein handelsübliches Surfboard-Reparaturharz auf Epoxyd- oder Polyesterbasis an, so findet man auf der Verpackung häufig das internationale Gefahrensymbol, das auf die Umweltgefährlichkeit hinweist.

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Hierunter versteht der Gesetzgeber Stoffe, die „die Beschaffenheit des Naturhaushaltes, von Wasser, Boden oder Luft, Klima, Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen derart verändern, dass dadurch sofort oder später Gefahren für die Umwelt herbeigeführt werden können.“ ((ChemG) § 3a).

Kurz gesagt: Dieses Harz kann, wenn es in die Umwelt gerät, etwas so an der Natur verschlechtern, dass es gefährlich werden kann.

Aus diesem Grund ist Epoxyd nicht nur als umweltgefährlich eingestuft, sondern darüber hinaus vom Umweltbundesamt auch in die Wassergefährdungsklasse 2 eingeordnet. Es liegt also auf der Hand, dass dieser Baustoff nicht unbedenklich ist.

Zwar sind Epoxydharz-Verbindungen nur in nicht-ausgehärtetem Zustand toxisch, jedoch spielt hier eine chemische Verbindung eine Rolle, die unter Wärme unter Umständen wieder freigesetzt wird und dann gesundheitliche Schäden verursachen kann: Es handelt sich um das Bisphenol A (auch bekannt als BPA), das die EU schon vor einiger Zeit aus dem Lebensmittelbereich verbannt hat, weil es hormonwirksam ist und neben anderen gesundheitliche Schäden auch fortpflanzungsgefährdend ist (Europäische Chemikalienverordnung REACH).

Polyesterharzen sagt man sogar nach, dass sie Krebs erregende Substanzen enthalten. Was bedeutet das nun für uns Surfer?

Das Bisphenol A aus unseren Boards kann unter Wärmeeinfluss in kleinen Mengen in das Meerwasser gelangen und sich über die Nahrungskette von Plankton über Raubfische bis auf unserer Speisekarte schleichen. Oder auch die Reproduktionsfähigkeit von Meerestieren einschränken.

Mit diesem und verwandten Themen beschäftigt sich auch der Plasticontrol e.V. aus Hannover, der den Umweltrisiken durch Bisphenole und Weichmacher eine besondere Aufmerksamkeit schenkt.

Ergebnis der Betrachtung: Die Glasfaser-Epoxy-Bauweise ist nicht nur eine kleine ökologische Katastrophe, sondern auch gesundheitsschädlich, allergieauslösend und im Prinzip Sondermüll.

Balsa-Holz Surfboards von Kun_tiqi als Alternative

Natürlich sind Surfboards keine Hauptverursacher der Anreicherung von Weichmachern und anderen hormonwirksamen Stoffen im Wasser.

Wenn du jedoch als verantwortungsbewusster Surfer deinen Beitrag für eine nachhaltigere Welt leisten möchtest, kannst du beispielsweise auf Surfboards zurückgreifen, die aus natürlichen Materialien hergestellt wurden.

balsa_surfboards

Wie dies funktionieren kann, zeigen Hersteller wie Kun_tiqi, die sich auf ursprüngliche Produktionsverfahren besinnen:  Ultraleichtes Balsa-Holz als Kern nimmt es gewichts- und stabilitätsmäßig mit den Kunstschaum- und Polystyrol-Varianten auf und punktet damit, dass hier ein langlebiger, erneuerbarer und kompostierbarer Rohstoff zum Einsatz kommt.

Darüber hinaus wird das Harz für die Außenhülle laut Angaben des Board-Herstellers zumindest zu 55 Prozent aus Pflanzenöl gewonnen, ohne dass die Langlebigkeit oder Splitterfestigkeit beeinträchtigt wird. Frei nach dem Motto „Back to the roots“ werden bei Kun_tiqi so wie in den Anfängen des Surfens also hauptsächlich nachwachsende Rohstoffe verwendet, wobei „roots“ hier nicht wörtlich zu nehmen ist.

kuntiqi-balsaholz

Der Schadstoff-Problematik widmet sich auch der französische Surfboard-Hersteller Notox: Auch hier kommen Harze zum Einsatz, die zu 55 Prozent aus pflanzlichen Stoffen bestehen. An Stelle von Glasfasern verwendet Notox biologische Fasern aus Flachs.

Und im Gegensatz zu den in Fernost produzierten Boards, die mehrere tausend Kilometer reisen, setzt Notox auf regional sourcing: Sämtliche Rohstoffe stammen aus einem Umkreis von unter 700 km, was zu einer lupenreinen Ökobilanz führt.

Wenn du mutig und handwerklich begabt bist sowie Spaß an am Surfboardbau in Eigenregie hast, habe ich hier noch einen bemerkenswerten Tipp für dich: Die fertigen Holz-Bausätze des Österreichers Christian Neißl, der dir den Selbstbau eines Öko-Surfboards erleichtert.

Das Surfboard als Wegwerfprodukt

Eine weitere Herausforderung bei der Epoxy-Sandwich-Bauweise, die in verschiedenen Varianten bei den meisten Surfboard-Herstellern benutzt wird, ist die des Recyclings.

Ist das Board erst einmal irreparabel beschädigt oder veraltet, landet es in den meisten Fällen auf dem Müll. Denn der möglicherweise recyclebare Schaumkern des Boards aus EPS oder XPS ist produktionsbedingt fest mit der Außenhülle verbunden, so dass eine Trennung der Rohstoffe nahezu unmöglich ist.

Darüber hinaus ist der Kunststoff, der durch Epoxidharz und Härter entstanden ist, bisher nicht wirtschaftlich recyclebar. Im Ergebnis landen daher die meisten Surfboards, sobald sie ausgedient haben, auf der Deponie.

Insbesondere Softboards, die tausendfach in Surfschulen zum Einsatz kommen, haben in der Regel nach 1-3 Saisons ausgedient!

Sogar die US-amerikanische Umweltbehörde hat bereits im Jahre 2005 auf Grund dieser Problematik den damals weltweit größten Hersteller von Surfboard Blanks, Clark Foam wegen einer umwelt- und gesundheitsschädlichen Produktion stillgelegt. Und das obwohl die vereinigten Staaten nicht gerade als die Nation der Umweltschützer bekannt sind.

Natürliche Rohstoffe als Alternative

Eine mögliche Antwort auf die Problematik wäre es, natürliche Rohstoffe bei der Surfboard-Herstellung zu forcieren, so wie es Kun_tiqi und Notox bereits vormachen.

Der letztgenannte Hersteller gibt sogar das Versprechen ab, dass seine Boards zu 75 Prozent aus recyclebaren Materialien bestehen.

Nachhaltig ist übrigens auch der neue Trend „Upcycling“: Ein Board das auf dem Wasser ausgedient hat, kannst du möglicherweise auch anderen Verwendungszwecken zuführen statt es zu entsorgen: Schon mal über ein Surfboard-Regal nachgedacht? Einen Biertisch? Ein Wegweiser? Eine Gartendeko? Ein Namensschild an der Haustür?

Abfall im Produktionsprozess von Surfboards

Viele Produktionstechniken basieren darauf, dass ein EPS-Kern - auch als Surfboard Blank bekannt - in das gewünschte Shape geschnitten wird.

Dabei fällt naturgemäß verhältnismäßig viel Abfall an. Darüber hinaus wird der Board-Kern im herkömmlichen Produktionsverfahren mit mehreren Schichten harzgetränkter Glas- oder Carbonfasern umwickelt und anschließend abgeschliffen.

Auch hier entsteht Abfall. Es zahlt nicht nur die Umwelt den Preis, sondern du auch. Denn das überschüssige Material und die arbeitsintensive Handarbeit sind im Surfboard-Preis enthalten.

Torq Surfboards als Alternative

Torq Surfboards hat eine weltweit einzigartige Produktionstechnologie entwickelt, die den Abfall während der Produktion fast komplett vermeidet: Anstelle des geschnittenen EPS-Kerns verwendet Torq Surfboards ein Verfahren, bei dem EPS-Kügelchen genau dosiert in eine Form geblasen und dann gepresst werden.

Das Ergebnis ist eine exakte Form ohne Abschnitte, ohne Abfall, ohne Staubentwicklung und dennoch mit einer gleichmäßigen homogenen Dichte. Dieser Prozess ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch noch als computergesteuerter Prozess sehr exakt. So ist jeder Surfboard Blank zu 100 Prozent perfekt.

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Video zur ressourcenschonenden Herstellungsweise von Torq Surfboards

Auch im Laminierungsprozess minimiert Torq Surfboards den Abfall durch eine computergesteuerte und perfekt dosierte Menge an Epoxidharz, das über die Gewebelagen des Boards gegossen wird. Da die biaxialen Fasern vor der Laminierung zugeschnitten und um das Board gewickelt werden, ist überschüssiges Gewebe frei von Harz und kann somit zu 100 Prozent recycelt werden.

Durch dieses Produktionsverfahren bietet Torq Surfboards mit der TET Boardlinie verlässliche, stabile und umweltschonende Surfboards. Wenn du auf die solide und leichte Epoxy-Bauweise nicht verzichten willst, ist das eine gute Alternative.

Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Surfsport

Aber was, wenn du bereits ein Surfboard besitz und im Surfalltag trotzdem etwas zum Umweltschutz beitragen möchtest? Neben diesen konkreten Tipps für umweltbewusste Surfer helfen dir vielleicht folgende Anregungen weiter.

Naturverträgliches Wachs

Um dein Board griffig zu machen, kannst du natürlich auf ein sorgfältiges Waxing nicht verzichten. Die Frage dabei ist nur, was genau du dir auf das Surfboard schmierst - ein herkömmliches chemisches Wachs oder ein Eco-Wax?

  • Bei Kun_tiqi bekommst du Eco Surfwax aus nachwachsenden Rohstoffen.
    Hin- und Rückflug 150 Euro
  • Auch der kalifornische Hersteller Matunas bietet ein umweltfreundliches Wax an, dessen Stärken darin bestehen, dass er ungiftig, biologisch abbaubar und erdölfrei ist und ohne synthetische Chemikalien auskommt.
    Eine Woche Mietwagen 150 Euro
  • Das ökologisch hergestellte Yucky Tofu Wax basiert auf Soja und besteht damit immerhin noch zu 75 Prozent aus biologisch abbaubaren Stoffen.      
    Übernachtung im Hostel 120 Euro

Umweltfreundlich produzierte Surfanzüge

In der Produktion von Neoprenmaterialien für Neoprenanzüge kam man lange Zeit nicht ohne die chemische Verbindung Formaldehyd aus, die nicht nur in höheren Dosen toxisch ist und nachweislich Allergien auslösen kann, sondern auch noch im Verdacht steht, krebserregend zu sein.

Aus diesem Grund setzen beispielsweise die folgenden Anbieter verstärkt auf Naturmaterialien bei der Wetsuit-Herstellung.

Natureprene Modelle von Prolimit

Statt chemisch synthetisiertem Neopren setzt Prolimit in der Produktion umweltfreundliches natürliches Gummi, das zu 100 Prozent aus Gummibäumen gewonnen wird. Das Material ist Formaldehyd-frei, sehr hautverträglich und biologisch unbedenklich.

Auch beim Innenfutter wird der Nachhaltigkeit Rechnung getragen: Es besteht aus Polyester von recycelten Plastikflaschen und wird ohne Lösungsmittel aufgebracht.

In Bezug auf die Flexibilität, den Tragekomfort und die Langlebigkeit verspricht Prolimit, dass du keine Beeinträchtigungen im Vergleich zu einem herkömmlichen Neoprenanzug hast.

Yulex-Reihe von Patagonia

Der Hersteller Patagonia, der auch für die Marke Yulex produziert, greift mit aus Gummibäumen gewonnenen Gummi ebenso auf einen 100prozentig natürlichen Ausgangsstoff zurück.

Die Wiederverwertbarkeit des Materials führt zu deutlich geringeren CO2-Emissionen. Darüber hinaus hat Patagonia auch die Trinkwasserknappheit in den Anbaugebieten im Blick. Bei der Bewässerung der Gummibäume kommt hauptsächlich Regenwasser zum Einsatz und in der Produktion wird mit aufbereitetem Wasser gearbeitet. Diesen ökologischen Bemühungen verdankt Patagonia auch die FSC-Zertifizierung und die Rainforest Alliance Zertifizierung.

Fazit

Auch wenn es sich vielleicht anders liest: Dieser Artikel soll dich nicht mit erhobenem Zeigefinger als Umweltsünder an den Pranger stellen, bizarr hohe Verzichtsforderungen stellen oder dir den Spaß am Surfen verderben.

Mein Anliegen ist es, mehr Bewusstsein für die bereits vorhandenen Alternativen zu schaffen und Denkanstöße für mehr Nachhaltigkeit im Surfsport zu geben.

Und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja bei deiner nächsten Kaufentscheidung schon die Möglichkeit, auf eine umweltfreundliche Herstellungsweise zu achten – ohne dir die Freude beim Surfen nehmen zu lassen.

* Titelbild Photo Credit: Ricardo Bravo

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